Mythos Porsche 911

Porsche 911 Urmodell

Der 911 stellte gegenüber dem Modell 356 einen großen Entwicklungsfortschritt dar. Dies gilt für die gesamte Fahrzeugkonstruktion und im Besonderen für den Motor. Vor der Serieneinführung im November 1964 wurden 13 Prototypen des neuen Modells hergestellt.

Karosserie

Der Wagen war größer und auch innen geräumiger als der 356. Die Fensterflächen waren größer und ergaben eine bessere Rundumsicht, die zur höheren Verkehrssicherheit beitrug. Der Radstand wurde vergrößert und ermöglichte ein für die 1960er Jahre komfortableres Reisen als mit dem Vorgänger. Ebenso wuchs der Kofferraum an, der sich beim Porsche 911 vorne befindet. Es heißt, dass Ferdinand Alexander Porsche für den Entwurf der Karosserie unter anderem die Maßgabe hatte, mindestens ein Golfschlägerset im Kofferraum unterbringen zu können, da die typische Porsche-Kundschaft so etwas beim 356er vermisst habe. Das Hauptkriterium für die Karosserie war jedoch eine hohe Wiedererkennung als Porsche bzw. eine Ähnlichkeit mit dem Porsche 356. Ebenso war der Heckmotor (hinter der Hinterachse) ein festes Kriterium, das im Pflichtenheft der Karosserieentwickler stand. Zusammen mit Erwin Komenda, der bereits beim Porsche 356 die Entwicklung maßgeblich beeinflusste, brachte Ferdinand Alexander Porsche das Design des 911ers heraus, das nahezu 30 Jahre lang unangetastet blieb. Das sogenannte Urmodell selbst wurde bis 1972 in verschiedenen Ausstattungsvarianten (T, L, E und S) und Karosserieformen (Coupé und ab 1966 der Targa) gebaut. Die Ausstattungsvariante T stand für Touring, das 911er-Einstiegsmodell. Die Varianten L (1968) und E (1969–1973) bedeuteten Luxus bzw. Einspritzer; sie waren stärker motorisiert und besser ausgestattet als ein 911 T. Beim Topmodell Porsche 911 S stand das S für Super.

Motor

911-Motor 2 Liter/130 PS (1968) Der Wagen hatte wie das Vorgängermodell einen luftgekühlten Heckmotor (Boxermotor); nun allerdings mit sechs statt vier Zylindern und einem Hubraum von 2 Litern. Grund für die Erhöhung der Zylinderanzahl war zum einen, dass der Vierzylinder-Boxermotor des Porsche 356 nicht mehr mit wirtschaftlich vertretbarem Aufwand weiterentwickelt werden konnte und zum anderen die Tatsache, dass ein Sechszylindermotor eine größere Laufruhe und somit höheren Komfort bietet. Leistung und Hubraum wuchsen stetig, sodass die Daten im folgenden Absatz nur für die erste Serie von 1963/64 gelten: Die Leistung des Motors betrug 96 kW (130 PS) bei einer Drehzahl von 6100 U/min. Das Benzin-Luft-Gemisch wurde über zwei Solex-Dreifachvergaser aufbereitet. Eine Trockensumpfschmierung diente zur Schmierung und inneren Kühlung des Motors. Der große Axialventilator für die Kühlluft dominierte optisch den Motorraum. Im Verlauf der Modellpflege wurde der Hubraum des 911 zunächst auf 2,2 Liter (C-Serie/Modell 1970), später auf 2,4 Liter (Modell 1972) und beim Carrera RS sogar auf 2,7 Liter mit entsprechendem Leistungszuwachs angehoben. Der 2-Liter-Motor des 911 T mit 110 PS wurde von 1969 bis 1972 auch in den VW-Porsche 914/6 eingebaut.

Innenraum

Das Armaturenbrett wurde gegenüber dem des 356er überarbeitet und dem Geschmack der 1960er Jahre angepasst. Das Zündschloss blieb allerdings links neben der Lenksäule. Die Position des Zündschlüssels kam aus dem Rennsport, als die Rennwagen beim Start neben der Rennstrecke geparkt standen und die Piloten erst zu ihren Fahrzeugen laufen und diese dann starten mussten. Da ein links vom Lenkrad positionierter Schlüssel schneller beim Einsteigen betätigt werden kann, waren, um Zeit zu gewinnen, viele Rennwagen so ausgestattet. Die Anordnung der fünf Instrumente wurde bis zum Modell 993 beibehalten: links des mittig eingebauten großen Drehzahlmessers die Kombiinstrumente für Tankinhalt/Ölstand sowie Öltemperatur/Öldruck und auf der rechten Seite Tachometer und Analoguhr.

Der Carrera RS 2.7

Ein Porsche 911 Carrera RS 2.7 von 1973 Eine Sonderstellung unter den Urmodellen des 911 nimmt der Carrera RS des Modelljahres 1973 (F-Modell) mit einem 2,7-Liter-Motor ein. Um die Homologation für den Rennsport zu erlangen, stellte Porsche zunächst 500 Stück dieses Rennwagens in einer Kleinserie her. Der Wagen unterschied sich äußerlich von den anderen 911ern durch seine vorne und hinten ausgestellten Kotflügel, die charakteristisch für alle späteren Carrera-Modelle waren. Der spezielle Frontspoiler hatte für den Ölkühler eine mittlere Öffnung. Das Heck zierte erstmals ein Flügel bzw. Spoiler, der wegen seiner Form Entenbürzel genannt wurde. Der Wagen war serienmäßig mit den sogenannten Fuchsfelgen in 15 Zoll versehen und als erster Hersteller verwendete Porsche bei dem Modell unterschiedliche Reifendimensionen an Vorder- und Hinterachse: Vorn: 185/70 VR 15; Hinten 215/60 VR 15. Wie beim 911 S war der nun aus Kunststoff gefertigte Tank 85 Liter groß. Der mit einer mechanischen Doppelreihen-Einspritzpumpe versehene Motor hat 2,7 Liter Hubraum und leistet bei 6300 U/min 154 kW (210 PS). Verschiedene Teile des Wagens sind in Leichtbauweise aufgebaut (Vordere Haube aus Dünnblech, Motordeckel aus glasfaserverstärktem Kunststoff), sodass er in der Sportausführung nur etwa 975 kg und in der Touringausführung etwa 1075 kg wiegt. Unterschiedlich zwischen beiden Modellen ist die Innenausstattung: Der RS-Touring hat die Serienausstattung des 911 S, während im RS-Sport ein Recaro-Schalensitz für den Fahrer eingebaut war und die Rücksitze fehlen. Ferner entfiel die Zeituhr, die Beifahrer-Sonnenblende, Türarmlehnen und Ablagekästen. Statt mit einem Teppich war der Fußraum mit Gummimatten ausgelegt. Erstmals gab es beim RS-Touring einen gewichtsparenden Faltreifen mit dazugehörendem Kompressor als Ersatzrad. Weitere Unterschiede bestanden in der Karosserie: Der RS-Sport hatte fest verglaste Fondseitenscheiben, die Zierleisten waren aus PVC anstatt aus Gummi, das Porsche-Wappen war ein einfacher Aufkleber usw. Ebenso bestanden leichte Unterschiede in der Elektrik. Der RS-Sport hatte im z. B. nur eine kleine 36Ah-Batterie (RS-Touring: 2x36Ah) und ein Tieftonhorn anstatt einer Zweiklangfanfare. Zudem gab es Unterschiede bei Fahrwerk, Aufhängung usw. Für jene, die keinen RS 2,7 mit der Karosserie des Urmodells erwerben konnten, wurde der Motor noch weitere zwei Jahre bis Mitte 1975 in der Topversion „Carrera“ des G-Modells angeboten. Diesen Carrera 2.7 gab es nur in geringer Stückzahl (Coupe: 1534 Targa: 610). Heute ist er ähnlich wie der RS ein gesuchtes Sammlerstück.